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Historische Briefe: Digital in den Dialog

Briefe schreiben war Alltag im Krieg. Aber was haben sich Deutsche im Zweiten Weltkrieg zwischen Heimat und Front geschrieben? Helfen Sie mit, ihre Briefe zu transkribieren und für einen inter/nationalen Dialog über die Vergangenheit zu erschließen! Etappenziel: Oberfrohna2025.
Themen
Ort
Projektzeitraum ab
Mai 2024
Kontakt

Laura Fahnenbruck

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Institution

Kultur- & Geschichtskontor der Initiative zur Erhaltung historischer Bauten e.V., Reetwerder 17, 21029 Hamburg

Worum geht es in diesem Projekt?

Auf der Webseite von Alltag im Krieg digitalisieren Historiker*innen, Kulturbewahrer*innen und Bürger*innen gemeinsam Briefe aus der Zeit des Nationalsozialismus. Derzeit bearbeiten wir drei Briefwechsel mit über 6000 Briefen aus Hamburg und Sachsen. Mit der Digitalisierung sollen sie zugänglich werden: les- und durchsuchbar und in unserer Datenbank auffindbar. Der Weg ist zugleich das Ziel: gemeinsam wollen wir historische Quellen erschließen und Geschichte gestalten. Mit Menschen aus mehreren Ländern haben wir ko-kreativ Verschriftlichungsstandards erarbeitet, transkribieren wir kollaborativ und generieren gemeinsam neue Fragen an alte Quellen. Für das nächste Etappenziel, Oberfrohna2025, möchten wir die Briefe eines Ehepaars aus Limbach-Oberfrohna bei Chemnitz, das sich von 1938 bis 1946 täglich schrieb, für die Europäische Kulturhauptstadt 2025 zugänglich machen. Transkribieren Sie mit – ganz ohne Vorkenntnisse und bequem vom eigenen Computer!

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Mithilfe der Software Transkribus ist die Umwandlung der Handschriften ganz einfach! Die Briefe sind online zugänglich und vortranskribiert. Sie müssen jedoch noch korrigiert und anonymisiert werden. Hierfür bearbeiten wir die Briefe am heimischen Computer: wir lesen die Handschrift und korrigieren die meist wenigen Fehler in der von der Software erstellten Transkription. Zusätzlich ergänzen wir inhaltliche Informationen. Die intensive Arbeit mit der Schrift bringt auch den Briefinhalt nahe. Besonderheiten, die uns beim Lesen auffallen, teilen wir ebenfalls in der Software. Benötigt wird die Lesefertigkeit deutscher Schreib- und Druckschrift und ein Computer mit Internet. Kenntnisse historischer Handschriften sind nicht erforderlich! Wer Kurrent lesen kann, hat aber mehr Auswahl. Von uns gibt es eine persönliche Einführung in die Arbeit, ein Handbuch, das alle Schritte auch ohne digitale Vorkenntnisse erläutert, und für Rückfragen sind wir stets erreichbar. Eine Anleitung mit den ersten Schritten finden Sie im Downloadbereich.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Ob alt, jung, alteingesessen oder zugezogen: Geschichte geht uns alle an. Der Briefwechsel aus Limbach-Oberfrohna ist eine spannende Quelle für die Alltagsgeschichte 1938–46. Wie so oft in Feldpostbriefen befindet sich der Ehepartner an der Front und berichtet von Orten im Osten, während die Ehepartnerin über die Heimat schreibt: Oberfrohna, aber auch Chemnitz als Bezugsort für tägliche Dinge, Arbeit und Behördengänge, und weitere Orte. Für die Europäische Kulturhauptstadt möchten wir so viele Briefe wie möglich auf unserer Webseite veröffentlichen und zu diesem Anlass unsere Briefe inter/national in die Praxis bringen. Wir laden Menschen aus der Kulturregion und ganz Deutschland ein, über historische Briefe in den Dialog zu kommen und voneinander, von den Briefen und von ihrer kritischen Reflexion zu lernen. Der Austausch findet schon im Produktionsprozess selbst statt, auf Transkribus oder in unserer Transkriptionsgruppe. Auf unserer Webseite gibt es zudem vielfältige Möglichkeiten der Interaktion.

Wozu trägt die Forschung bei?

Die Digitalisierung ermöglicht es, die Bedeutung historischer Briefe nicht nur regional, sondern auch global zu vermessen. Die Briefe tragen zur Auseinandersetzung mit lokaler Geschichte in unterschiedlichen Regionen Deutschlands bei, deren Radius sich zugleich entlang der Kriegsfront nach Europa und in die Welt gewaltvoll erweiterte. Als historische Quellen dienen sie, Digitalisierungsstandards entsprechend, zum einen der wissenschaftlichen Nutzung. Zum anderen sind sie durch unsere Übersetzung von historischer Hand- in moderne Druckschrift mehr Menschen zugänglich. Auf unserer Webseite lassen sie sich durchsuchen, nach Schlagworten filtern, in einen Übersetzer kopieren und geolokalisiert anzeigen. Ein Forum lädt zum Austausch über die historischen Briefe und die Bedeutung der nationalsozialistischen Vergangenheit für die Gegenwart ein. Wir sind der Ansicht, dass Lokalgeschichte und globales Engagement sich fruchtbar verbinden können.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Unsere Briefe sind bereits zu einem Teil in der Datenbank auf unserer Webseite veröffentlicht. Ein anderer Teil befindet sich in der Produktion, ist also bereits korrigiert, aber noch nicht veröffentlicht worden, und ein weiterer Teil befindet sich im Transkriptionsprozess. Ziel ist es, den Anteil der veröffentlichen Briefe stetig zu steigern, der durch unser Projekt digitalisiert und nachhaltig nutzbar ist. So ermöglichen wir Wissenschaftler*innen und historisch Interessierten, sie zu nutzen und mit ihnen Geschichte zu machen. Auf Basis der Oberfrohnaer Briefe haben Dozent*innen, Student*innen und Bürger*innen bereits Geschichte in verschiedenen medialen Formaten gemacht. Besuchen Sie unsere Webseite für weitere Informationen!