Exzellente Forschung durch das Wissen der Vielen: Unsere Preisträger*innen
Der 2023 erstmals ausgeschriebene Wissen der Vielen – Forschungspreis für Citizen Science würdigt exzellente wissenschaftliche Leistungen in der Anwendung des Citizen-Science-Ansatzes. Eine interdisziplinäre Jury aus Professor*innen übernahm die Bewertung der eingereichten Nominierungen und entschied über die Vergabe. Die Preisträger*innen erhalten 20.000 Euro für den ersten Platz, 10.000 Euro für den zweiten Platz und 5.000 Euro für den dritten Platz. Die Verleihung fand am 29. November 2023 im Rahmen des Forum Citizen Science in Freiburg statt.
Die Wahl der Jury spiegelt zum Einen die Vielfalt von Citizen-Science-Forschung wider, denn die prämierten Werke stammen nicht nur aus unterschiedlichen Disziplinen, sondern stellen auch die flexiblen Einsatzmöglichkeiten des partizipativen Forschungsmodus unter Beweis – von Crowdsourcing bis hin zur Ko-Kreation. Zum anderen vereint die Preisträger*innen, die sich an ganz unterschiedlichen Stellen ihrer Laufbahn befinden, und die Citizen Scientists aus allen drei Projekten das Engagement für umweltrelevante Themen: die globale Lichtverschmutzung, die sozial-ökologische Transformation der Landwirtschaft und das Problem des Plastikmülls in der Arktis.
1. Platz: Dr. Christopher Kyba, Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum und Geographisches Institut, Ruhr-Universität Bochum
Mit Dr. Christopher Kyba wird ein Forscher ausgezeichnet, der sich seit vielen Jahren gemeinsam mit Bürger*innen gegen Lichtverschmutzung engagiert. Das prämierte Werk »Citizen scientists report global rapid reductions in the visibility of stars from 2011 to 2022« ist 2023 im Fachmagazin Science erschienen und im Team mit Yiğit Öner Altıntaş, Constance E. Walker und Mark Newhouse entstanden. Die zugrundeliegenden Daten generierten Zehntausende von Citizen Scientists über die Webapp des Projekts „Globe at Night”. Die Beobachtungen des Nachthimmels der Teilnehmenden ergänzen die Messungen von Satelliten und ermöglichen neue Forschungserkenntnisse. Da künstliches Licht negative Folgen für Mensch und Umwelt hat, sind die Ergebnisse alarmierend: Die weltweite Lichtverschmutzung nimmt jährlich um sieben bis zehn Prozent zu – und damit viel stärker als erwartet.
2. Platz: Julia Binder, Forschungsnetzwerk agroforst-monitoring und Institut für Landschaftsökologie, Universität Münster
Der 2. Preis wurde stellvertretend für das Forschungsnetzwerk agroforst-monitoring von Julia Binder entgegengenommen. Sie forscht zum Nutzen von Agroforstsystemen also der Integration von Gehölzen in landwirtschaftliche Produktionssysteme. Der prämierte »Methodenkatalog zum bürgerwissenschaftlichen Monitoring moderner Agroforst-Ökosysteme« soll zur Optimierung der wissenschaftlichen Untersuchungen durch Citizen Scientists über die einsetzenden ökologischen Entwicklungen auf den Anbauflächen beitragen. Das Werk wurde ko-kreativ von Akteur*innen aus Landwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft entwickelt und für die praxisnahe Anwendung konzipiert. Ziel der Projekt-Teilnehmenden ist es, die sozial-ökologische Transformation in der Agrarlandschaft voranzutreiben.
3. Platz: Anna Natalie Meyer, Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI)
Preisträgerin Anna Natalie Meyer ist Biologin und studiert Marine Biologische Ressourcen im Master. Sie wird für ihr Werk »Where does Arctic beach debris come from? Analyzing debris composition and provenance on Svalbard aided by citizen scientists« ausgezeichnet. Es erschien 2023 in Frontiers in Marine Science und entstand in Zusammenarbeit mit Dr. Melanie Bergmann und Birgit Lutz. Die Untersuchung von Plastikmüll an arktischen Stränden auf Spitzbergen wurde durch die Mitwirkung von Citizen Scientists ermöglicht. Diese sammelten im Rahmen von touristischen Expeditionen Müll, dessen Zusammensetzung und Herkunft im Labor genauer von professionellen Forscher*innen untersucht wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl lokale als auch ferne Quellen, sogar aus Deutschland, zur Umweltverschmutzung an solch einem fernen Ort wie Spitzbergen beitragen.
Wir gratulieren den Preisträger*innen und freuen uns auf eine neue Preisrunde im Frühjahr 2024!