Gemeinsam Forschen, gemeinsam Wirken – Eindrücke vom Forum Citizen Science 2024
In dieser Reihe teilen Tagungsteilnehmende ihre persönlichen Eindrücke vom Forum Citizen Science 2024 in Hamburg. Im dritten Beitrag gibt Dr. Julia Stiebritz-Banischewski (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) Einblicke in ihre Highlights, zu denen unter anderem das erste analoge Treffen der neu gegründeten AG Multiplikator*innen gehörte, deren Co-Sprecherin sie ist.
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von Dr. Julia Stiebritz-Banischewski
Am 9. und 10. Oktober fand zum siebten Mal das Forum Citizen Science statt, diesmal im wunderschönen Hamburg. Unter dem Motto Mit:Wirkung bot die jährliche Fachkonferenz eine Plattform für den Austausch darüber, inwiefern durch die Teilhabe der Öffentlichkeit an Citizen Science transformative Wirkungen entstehen. Bereits die beeindruckende Keynote „Nachhaltige Forschungskooperationen aufbauen und Gesellschaft gestalten“ verdeutlichte zur Begrüßung, dass Citizen Science durch Mitwirkung viel Wirkung auf Beteiligte und die Gesellschaft entfalten kann: Sechs Community-Forschende aus dem Stadtteillabor Bochum-Hustadt und dem entstehenden Stadtteillabor in Hamburg-Veddel stellten gemeinsam ihr Projekt zur Verbesserung der lokalen Wohn- und Versorgungsverhältnisse vor und begeisterten das Publikum.
Im Anschluss ging es in den interaktiven Workshop „Citizen Science in der universitären Lehre“, den meine Düsseldorfer Kolleg*innen Jasmin Pfeifer, Niklas Wiskandt und ich gemeinsam mit Daniel Dörler von der BOKU University Wien organisiert haben. Unser Ziel war es, zu zeigen, wie die Integration von Citizen Science in die Hochschullehre nicht nur die Partizipation an der Forschung fördert, sondern auch didaktische Mehrwerte schafft. Bereits während der Präsentation dreier Lehrprojekte aus Düsseldorf und Wien entwickelte sich ein lebhafter Austausch über konzeptionelle und praktische Fragen: Wie lassen sich Theorie und Praxis in Citizen-Science-Lehrveranstaltungen sinnvoll verbinden? Wie kommen die Studierenden mit den für sie oftmals neuen Rollen als Co-Forschende oder Forschende zurecht? In welchen Studienphasen und Lehrveranstaltungsformaten lässt sich Citizen Science besonders gut integrieren? Und welche Besonderheiten sind bei der Planung und Umsetzung zu beachten? Einigkeit herrschte darüber, dass der Austausch wertvolle Lernmöglichkeiten bietet und bewährte Formate auch als Inspiration für andere Fachbereiche und Universitäten dienen können. Dabei wurden die Gespräche immer wieder auch durch die Perspektive von Joshua Maruhn bereichert, einem Studierenden aus Jasmins letztem Citizen-Science-Seminar.
Der Nachmittag stand dann im Zeichen eines bunten „Markts der Möglichkeiten“ sowie der Session B, in deren Rahmen zahlreiche weitere Formen der (Mit-)Wirkung im Kontext von Citizen Science beleuchtet wurden. Einen krönenden Abschluss fand der erste Konferenztag schließlich mit der Verleihung des „Wissen der Vielen“-Forschungspreises, der an Julia von Gönner (1. Platz, UFZ/idiv/Universität Jena), Tanja Aal (2. Platz, Universität Siegen) und Prof. Dr. Boris Dreyer (FAU Erlangen-Nürnberg) ging. Die feierliche und kurzweilige Ehrung, in der die Preisträger*innen noch einmal aus ihren Projekten berichteten, zeigte erneut die faszinierende Vielfalt und Exzellenz in der Citizen Science.
Am Donnerstagmorgen traf sich dann die frisch gegründete Arbeitsgruppe Multiplikator*innen zum ersten Mal analog, zu der Julia Brandt (HTW Berlin) und ich die Sprecherschaft übernommen haben. Ziel der AG ist es, Citizen Science vor allem an Hochschulen und Forschungseinrichtungen bekannt(er) zu machen, indem wir entsprechende Ansprechpersonen unterstützen. Dazu soll eine praxisnahe Handreichung mit Tipps und kommentierter Linksammlung zu wichtigen Beratungs-, Info- und Unterstützungsthemen erarbeitet werden. Zudem möchten wir den bundesweiten Erfahrungsaustausch und die Vernetzung von Citizen-Science-Multiplikator*innen fördern. Für mich war ein zentrales Learning unseres Treffens die große Vielfalt der Einrichtungen, an denen sich Personen bereits für die Citizen Science engagieren, und die daraus resultierenden unterschiedlichen Zielgruppen. Wir haben die Arbeit an der Handreichung im September gestartet und freuen uns jederzeit über neue Mitglieder!
Ein weiteres Highlight am Donnerstag waren die „Short Stories“ der Session C. Als neues Beitragsformat reichten die dreiminütigen Impulsvorträge thematisch von den „schlimmsten Fehlern“ als Projektleiter (Dr. Christopher Kyba), über die Teilhabe als Mensch mit Behinderung an Citizen Science (Eva Constanze Weiß) bis hin zu „skalierbare Innovationen in der Gesundheitsforschung“ (Laura Ferschinger). Trotz der Vielfalt an Themen – insgesamt siebzehn Impulse in 90 Minuten – war es dank eines Reflexionstemplates möglich, den Inhalten gut zu folgen und sich in zwei Pausen gezielt mit den Vortragenden auszutauschen.
Insgesamt nehme ich vom Forum Citizen Science viele spannende Impulse, Eindrücke und neue Kontakte mit. Der Austausch mit der Community war inspirierend und geprägt von Offenheit und einem starken Gemeinschaftsgefühl. Als besonders bereichernd habe ich auch die Gespräche mit den anderen Multiplikator*innen über gemeinsame und individuelle Erfahrungen, Herausforderungen und Bedarfe empfunden. Das Forum wirkt in mir nach und ich freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!
Über die Gastautorin
Dr. Julia Stiebritz-Banischewski ist als Referentin für Partizipative Forschung & Dialog mit der Gesellschaft in der Stabsstelle Bürgeruniversität der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf tätig. Hier betreut sie unter anderem das HHU-interne Programm „Bürgeruniversität in der Forschung“ zur Förderung von Citizen Science und weiteren partizipativen Forschungsansätzen und baut als zentrale Ansprechperson ein entsprechendes Beratungs-, Unterstützungs- und Informationsangebot auf. Gemeinsam mit Julia Brandt (HTW Berlin) ist sie außerdem Co-Leitung der neuen mit:forschen!-AG Multiplikator*innen.