WildLIVE! - Entdecke wilde Tiere von zu Hause aus!
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Martin Jansen
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Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
Um den globalen Biodiversitätsverlust zu erkennen, brauchen wir innovative Methoden und viele ökologische Langzeitdaten von möglichst vielen Punkten auf der Erde. Das Projekt WildLIVE! wird auf in Bolivien und Südafrika durchgeführt. Mit zahlreichen Wildkameras beobachten wir dort Säugetierpopulationen im Jahresverlauf. Beispiel Bolivien: Mehr als 25 Arten tappen uns auf diese Weise regelmäßig in die Falle, darunter Tapir, Ozelot, Pekaris (Wildschweine), aber auch die Top-Predatoren Jaguar und Puma. Etwa 30 Kamerafallen hängen seit März 2017 in unserem Untersuchungsgebiet, und es werden immer mehr. Seither sind schätzungsweise 180.000 Fotos und Videos angefallen, aber diese Zahl steigt täglich. Diese „Big Data“ sollen jetzt mit Hilfe von möglichst vielen Bürger*innen gesichtet werden. Zudem versuchen wir eine Methode zu entwickeln, mit der wir in Zukunft die Bilder von einer künstlichen Intelligenz automatisch auswerten lassen können. Wichtiger, gewollter Nebeneffekt: Das Projekt soll die Sensibilität für Biodiversitätsverlust verstärken und Begeisterung für Wildnis wecken. Denn der Druck auf den so kostbaren und einzigartigen "Chiquitano-Trockenwald" wächst ständig.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Die Bürger*innen helfen bei der Sichtung bzw. Klassifizierung der Daten. Hierzu haben wir Fotos aus den Kamerafallen auf ein Portal (labelbox) hochgeladen, wo die Bürger*innen die Fotos anschauen und mit verschiedenen Labels versehen können. Ein detailliertes Tutorial ist vorhanden, ein Vorwissen ist nicht notwendig. Die Zeiteinteilung bzw. - aufwand ist frei wählbar.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Teilnahme der Bürger*innen erfolgt über das Portal labelbox. Von dort werden die Metadaten dann heruntergeladen. Über den Stand der Klassifizierung (z. B. wie viele Bilder sind klassifiziert worden) können sich die Bürger*innen auf dem Portal selbst informieren. Des Weiteren wird in regelmäßigen Abständen die Seite https://wildlive.sgn.one/de/ mit dem Stand des Projekts aktualisiert: z. B. wie viele Labels vergeben, wie viele Personen beteiligt, wie oft wurde der Tapir, der Jaguar und die Pekaris (Wildschweine) gesichtet. Die Bürger*innen erhalten zusätzlich in Rundmails Feedback von mir als Wissenschaftler persönlich. Anfragen beantworte ich ebenfalls persönlich und in der Regel zeitnah. Besonders Engagierte werden bald als "Gutachter" eingesetzt. Sie haben dann die Aufgabe, die von anderen Bürger*innen gesetzten Labels zu überprüfen.
Wozu trägt die Forschung bei?
Das wildLIVE!-Projekt trägt zur Naturschutz- und Biodiversitätsforschung bei und soll Lust auf "Wildnis" machen. Das Projekt hat die folgenden konkreten Ziele: (1) es soll ein nachhaltiges Biomonitoring für die Regionen "Chiquitania" und "Bavianskloof" entwickelt werden. Dazu werden mit Kamerafallen die lokalen Säugetiere beobachtet mit dem Fokus auf dem Jaguar, um möglichst schnell Bedrohungen durch den Menschen zu erkennen (zB Auswirkungen von Jagd oder Abholzungen und Waldbrände in der Region) zu reagieren. (2) durch die Einbindung von Bürger*innen soll die Sensibilität für Wildnis, Biodiversitätsverlust, Mensch-Natur-Konflikte, sowie Wissenschaft gesteigert werden. Flankiert wird das Projekt von anderen Projekten vor Ort und mit gezielter Einbindung von Schulen, um Sensibilität für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur zu fördern.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
Bolivien: Die Auswertung der ca. 300.000 Bilder und Videos der ersten sechs Monate belegen eine hohe Dichte von 24 Säugetierarten sowie eine hohe Jaguardichte, besonders im Reservat. Der Vergleich der Ergebnisse mit der Literatur legt nahe, dass zum Zeitpunkt der Erfassung das Ökosystem des Reservats intakt war und als Puffer für den dennoch vorhandenen Mensch-Jaguar-Konflikt dient (Jansen et al. 2020: https://checklist.pensoft.net/article/46784/). Zurzeit arbeiten wir an mehreren Folge-Publikationen, die sich um den Jaguar und vor allem um die akute Lebensraumzerstörung in unserem Untersuchungsgebiet drehen, z.B. https://www.cambridge.org/core/journals/oryx/article/habitat-destruction-threatens-jaguars-in-a-mixed-landuse-region-of-eastern-bolivia/25455DA98F3B19C0BFE2A364410AA07F