U-Cycle – Erforsche urinbasierten Dünger im Garten
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Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.
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Florian Schühle
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Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) e.V.
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
Künstlich hergestellte Düngemittel sind umweltschädlich und ihre Herstellung sehr energie- und ressourcenintensiv. Vor dem Hintergrund der immer stärker zunehmenden Ressourcenknappheit und den Herausforderungen des Klimawandels, sollten sie langfristig ersetzt und vorhandene Ressourcen genutzt werden. Eine wichtige Nährstoff-Ressource ist menschlicher Urin, der sich in einen sicheren, schadstofffreien und effektiven Recyclingdünger umwandeln lässt. Wir testen deshalb gemeinsam mit Hobbygärtnernden einen Recyclingdünger aus künstlichem Urin, der vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum hergestellt und zur Verfügung gestellt wird. Unsere Ziele sind es, Gärtnernden (1.) interaktiv Wissen zur korrekten Düngung, insbesondere Vermeidung von Überdüngung zu vermitteln und sie (2.) partizipativ in den wissenschaftlichen Prozess und gesellschaftspolitischen Dialog zu Recyclingdüngern einzubinden. Teilnehmende Gärtnernde führen selbst Düngeexperimente mit urinbasiertem Dünger durch, dadurch (3.) werden Daten zur Wirksamkeit des Düngers gesammelt und (4.) Erkenntnisse zu dessen Akzeptanz und Marktpotential gewonnen. Flankiert werden die Real-Experimente durch eine gemeinsame thematische Auseinandersetzung mit nachhaltiger Düngung.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
U-Cycle stellt Hobbygärtnernden aus ganz Deutschland über zwei Anbausaisons hinweg Recyclingdünger aus künstlichem Urin sowie das zum Dünger und zur Versuchsdurchführung nötige Wissen in Form einer Düngeanleitung und Workshops zur Verfügung. Teilnehmen können Gemeinschaftsgärten, Schulgärten, Kleingärten oder Gärtnernde mit eigenem Hausgarten. Die Gärtnernden führen ein Experiment durch, bei dem sie zwei Versuchsbeete im eigenen Garten miteinander vergleichen. Ein Beet bekommt den Recycling-Dünger, das andere erhält die Düngung, die die Gärtnernden normalerweise verwenden. Während des Wachstums der Pflanzen erfassen sie verschiedene Parameter, z.B. Erntegewicht, Wuchshöhe oder die Anzahl der Blätter und Früchte. Die Versuche werden durch regelmäßige Gartensprechstunden begleitet und die Beobachtungen gemeinsam mit Forschenden ausgewertet. Das Düngeexperiment läuft über zwei Gartensaisons, wobei die Gärtnernden mehrere Bodenproben entnehmen, um die längerfristige Wirkung des Düngers auf den Boden zu bestimmen. Bei Interesse am Projekt mitzumachen, finden sich auf der Webseite www.u-cycle.de weitere Informationen sowie ein Anmeldeformular.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Zur Auswertung der erfassten Parameter vergleichen die Gärtnernden die Unterschiede in Pflanzenwuchs und Ertrag in den beiden Versuchsbeeten. Die Ergebnisse werden zunächst gesammelt, analysiert und anschließend allen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt. Durch niedrigschwellige Formate und das Prinzip “von Gärtnernden für Gärtnernde” wird das gemeinsam erarbeitete Wissen möglichst vielen zugänglich gemacht. Vor der Verbreitung werden die Ergebnisse zielgruppengerecht aufbereitet. Zur Wissensweitergabe werden relevante Inhalte ausgewählt und passende Formate für die zielgruppenorientierte Kommunikation entwickelt. Der Einsatz von Infografiken und leichter Sprache für Bildungsmaterial (z.B. Webseite, Buch/Zine), sowie der Dialog mit den Gärtner*innen soll dem interkulturellen Umfeld Rechnung tragen und die Projektergebnisse allen an Gartenbau interessierten Menschen zugänglich machen sowie Integration und Teilhabe ermöglichen.
Wozu trägt die Forschung bei?
Aktuell ist die Anwendung von Recyclingdüngern aus menschlichem Urin (und/oder aus menschlicher Fäzes) weder in Deutschland noch in der EU von existierenden rechtlichen Regelungen abgedeckt und somit in der Agrar- und Gartenbau-Praxis nicht möglich. Damit ist derzeit sowohl das Inverkehrbringen als auch die Nutzung der Recyclingdünger rechtlich nicht abgedeckt und nicht reguliert. Diese Dünger sind allerdings reich an Pflanzennährstoffen wie Stickstoff und Phosphor und daher in der Wirkung vergleichbar mit Mineraldüngern. Somit können sie einen guten Ersatz für künstliche hergestellte Mineraldünger liefern, deren Produktion sehr Energieaufwändig ist und mit hohen Umweltbelastungen einhergeht. Mit dem U-Cycle Projekt wollen wir den gesellschaftspolitischen Dialog zur Zulassung und Förderung von Recyclingdüngern eröffnen, die Akzeptanz dieser Dünger fördern und Bürger*innen Wissen zu nachhaltiger Düngepraxis vermitteln.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
Erste Zwischenergebnisse zur Düngepraxis haben ergeben, dass die meisten Böden in teilnehmenden Gärten bereits mit Kalium und Phosphor überversorgt sind und einen hohen Anteil an organischer Masse aufweisen. Der Gehalt an mineralischem Stickstoff war der einzige Parameter, bei dem es zur Ertragsoptimierung bei den meisten Gärten Bedarf für die Zuführung aus externen Quellen gab. Da hierfür der urinbasierte Recyclingdünger aufgrund seines, im Verhältnis zu anderen organischen Düngern, hohen Stickstoffgehalts gut geeignet ist, legt die Bodenanalyse nahe, dass sein Anwendungspotential im Hobbygartenbau hoch ist. In ersten Akzeptanzanalysen zeigte sich, dass der Wissensstand der Teilnehmenden über urinbasierten Dünger sehr unterschiedlich ausfiel. Hauptmotivationen am Projekt teilzunehmen war, ohne industriell hergestellte Düngemittel auszukommen und Kreislaufwirtschaft zu fördern. Die Daten der Düngewirkung und Ernteerträge sind noch in der Auswertung.