Tatort Straßenbeleuchtung: Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung
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Das Projekt "Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung" alias "Tatort Straßenbeleuchtung" wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert.
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Sibylle Schroer
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Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Fachbereich Lichttechnik der TU Berlin
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
Weltweit nimmt die nächtliche Himmelshelligkeit um 2-6% jährlich zu, mit unabsehbaren Konsequenzen für Ökosysteme. Straßenbeleuchtung hat einen großen Anteil an dieser Zunahme der nächtlichen Helligkeit und sie kann sich negativ auf Insekten auswirken. In unserem Projekt wollen wir diese negativen Auswirkungen reduzieren. In vier Projektgebieten werden wir voraussichtlich im Jahr 2021 die Umrüstung auf ein neues Straßenbeleuchtungsdesign durchführen, in Krakow am See (MV), Neuglobsow und Gülpe (beide BB) sowie in Fulda (HS). Je zwei Jahre vor und nach der Umrüstung wird in diesen Kommunen ein regelmäßiges Insekten-Monitoring durchgeführt. um die Auswirkungen des neuen Straßenbeleuchtungsdesigns zu messen. Die übergeordnete Frage ist, ob sich die neue Beleuchtung tatsächlich positiv auf die Artenvielfalt auswirkt. Neben der Auswirkung auf die Insekten beschäftigen wir uns auch mit der Wahrnehmung der dort lebenden Menschen. Wie nehmen sie die nächtliche Helligkeit oder Dunkelheit wahr?
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Das Projekt bietet unterschiedliche Mit-Mach-Aktionen: A) Jeden Monat werden in den vier Projektgebieten Insektenmonitorings durchgeführt, die Termine werden auf der Website bekannt gegeben. B) Für die Bestimmung der gefangenen Insekten bieten wir Workshops an, In welchen wir vermitteln, wie Insekten in Ordnungen unterschieden werden und welche ökologischen Funktionen sie erfüllen. C) Weiterhin suchen wir nach Expert*innen, die einzelne Insektenordnungen weiter bis auf Artniveau bestimmen können. D) Um die Nachthimmelshelligkeit zu messen, können Interessierte aus ganz Deutschland Beobachtungen über die Sichtbarkeit der Sterne anhand der App „Verlust der Nacht“ messen (siehe „Verlust der Nacht“ auf dieser Plattform). In unserem Projekt werden wir gezielt Messveranstaltungen durchführen, um die Auswirkungen des neuen Straßenbeleuchtungsdesign untersuchen zu können. Leider können wir aufgrund der Corona-Präventionsmaßnahmen nur Mit-Mach-Möglichkeiten um Außenraum anbieten.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Nach dem Leeren der Lichtfallen werden die Insekten bestimmt und gezählt. Die Insekten verbleiben am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) für weitere Analysen durch Insektenkundler*innen. Vorsortierte Sammlungen einzelner Insektenordnungen können direkt am IGB oder als Leihgabe auch zu Hause auf Artniveau bestimmt werden. Die Daten werden am IGB in eine Datenbank eingepflegt und sollen in Zukunft über eine Webseite dargestellt werden. Den Beteiligten des Projekts wird auf Wunsch ein Zugang zu den Metadaten angeboten werden. Die Ergebnisse der Daten über Himmelshelligkeit werden in die globale Datenbank "Globe at Night" (www.globeatnight.org) eingehen und auf der Webseite myskyatnight.de dargestellt. Befragungen der Besucher*innen und Anwohner*innen über ihr Empfinden gegenüber der neuen Beleuchtungslösung werden anonymisiert in Fachpublikationen sowie auf der Projektwebseite dargestellt.
Wozu trägt die Forschung bei?
Das Projekt dient der Erforschung der heimischen Insektenfauna und der Evaluierung einer insektenfreundlichen Beleuchtungslösung. Es soll bestimmt werden, welche Ordnungen und Arten durch Straßenbeleuchtung am meisten beeinträchtigt werden und ob diese sich durch eine optimierte Abschirmung der Straßenleuchten besser in ihren Lebensräumen bewegen können. Der Fokus liegt dabei auf aquatischen Insekten. Es soll untersucht werden ob diese nach ihrem Schlupf aus dem Wasser weniger stark durch die Barriere aus Straßenlicht abgefangen werden, wenn das Licht nicht mehr in die Flugbahn der Insekten, sondern konsequent auf die zu beleuchtende Straße scheint. Zusätzlich werden die Auswirkungen durch das neue Straßenbeleuchtungsdesign auf die Himmelshelligkeit untersucht werden und nicht zuletzt die Akzeptanz der Anwohner gegenüber der neuen Beleuchtungssituation. Wahrscheinlich fühlen sich beide Gruppen wohler mit weniger Licht auf Augenhöhe - unsere heimischen Insekten und der Mensch.