MainStadtbaum Frankfurt - Wie geht es den Bäumen?
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Kontakt
Dr. Julia Krohmer
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Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Phytoprove Pflanzenanalytik
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
An repräsentativen Standorten und verschiedenen Baumarten werden während der Vegetationsperiode regelmäßig die Auswirkung von Hitze- und Dürrestress auf den Vitalzustand der Bäume gemessen. Dazu wird mit einem Messgerät regelmäßig die Photosyntheseaktivität in den Blättern erfasst. Wir möchten herausfinden, welche Standorte und Baumarten am stärksten betroffen sind und zu welchem Zeitpunkt mit welchen Maßnahmen eingegriffen werden müsste, um irreversible Schäden zu vermeiden. Zudem wird getestet, wie hoch der Aufwand eines solchen großflächigen Monitorings ist. Unsere Erhebungen ermöglichen zudem Empfehlungen, welche Baumarten bzw. Sorten in Zukunft für städtische Extremstandorte geeignet sein werden, weil sie mit schwierigen Bedingungen besser zurechtkommen als andere. Das Projekt wird durch die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main gefördert.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Das Projekt richtet sich grundsätzlich an alle Menschen, die sich in Frankfurt nachhaltig für Stadtbäume engagieren wollen: Schüler*innen, deren Eltern, Lehrer*innen, Vereine, Umweltorganisationen, Anwohner*innen, die etwas für die Stadtbäume tun wollen. Mitmachen können Frankfurter*innen, die in der Vegetationsperiode von Mai bis September nach einer Einweisung zweimal pro Monat den Zustand ausgewählter Bäume messen können. Dies geschieht durch die Verdunklung der Blätter und anschließende Messung der Blattfluoreszenz und des Chlorophyllgehalts mit zwei Handgeräten. Die Messung gibt Auskunft über die Vitalität des Baumes und aktuelle Stressfaktoren und dauert pro Baum ca. 30 bis 45 min. Bei mehreren Bäumen am gleichen Standort verringert sich die Zeit, die Bäume werden möglichst optimal zugeteilt. Die aktuell mit dem Grünflächenamt ausgewählten Bäume befinden sich in den Stadtteilen Höchst, Rödelheim, Rebstock, Gallus, Europaviertel, Bockenheim, Ostend und Riedberg, weitere kommen 2021 hinzu. Auch die Messung eigener Bäume ist möglich. Die Messgeräte werden jeweils vor und nach jeder Messung im Institut abgeholt und abgegeben, so ist ein regelmäßiger Austausch mit den betreuenden Wissenschaftlern gewährleistet. Zu Beginn und Ende der Messsaison gibt es bei einer Auftakt- und einer Abschlussveranstaltung (je nach Pandemiesituation virtuell oder vor Ort) jeweils die Gelegenheit zur Information über den Projektstand und intensivem Austausch. Die Messungen erfolgen dann nach einer individuellen Einweisung am Gerät, die sich nach den jeweils geltenden Hygiene- und Abstandvorschriften richtet.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Alle Messergebnisse werden nach jeder Messung durch das Projektteam in die Projektdatenbank übertragen und am Saisonende ausgewertet und aufbereitet. Bei der Saisonabschlussveranstaltung werden alle Ergebnisse den Teilnehmer*innen zur Verfügung gestellt und gemeinsam besprochen. Durch die enge Einbindung der zuständigen Ämter, insbesondere des Grünflächenamtes, fließen die Ergebnisse über die gesamte Laufzeit direkt in deren Arbeit und Planungen ein, so dass eine echte Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gegeben ist und die Chancen für ein nachhaltiges Baummanagement in Frankfurt deutlich verbessert werden. Auch gibt es Überlegungen, die Ergebnisse im Zuge der Digitalisierung der städtischen Umweltinformationen auch öffentlich sichtbar zu machen, etwa über eine Einbindung in das Frankfurter Baumkataster.
Wozu trägt die Forschung bei?
Durch den Klimawandel nehmen heiße und trockene Sommer deutlich zu und erfordern neue Maßnahmen bei Pflege und Erhalt von Stadtbäumen. Städte stellen durch einen hohen Versiegelungsgrad, Bodenverdichtung und Abwärme von Bauwerken ohnehin einen Extremstandort für Bäume dar. Etliche der 164.000 Straßen- und Parkbäume in Frankfurt am Main sind bereits geschädigt. In trockenen Hitzesommern müssten viele von ihnen gewässert werden, jedoch reichen die Kapazitäten der Stadt nicht aus. Eine zuverlässige Beurteilung des Zustands dieser Bäume, noch bevor Schädigungen sichtbar werden, würde eine gezielte Bewässerung der tatsächlich bedrohten Bäume ermöglichen, um irreversible Schäden oder Totalverluste zu vermeiden. Auch bei besonders wertvollen alten Bäumen, die durch die Trockenheit der letzten Jahre bedroht sind bzw. schon geschädigt wurden, wäre eine direkte Kenntnis des Zustandes hilfreich. Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (SBiK-F) messen den Vitalzustand von Pflanzen und deren Stressbelastung durch Kälte, Hitze, Trockenheit und Versalzung seit langem mittels einer schnellen, nicht-invasiven, biophysikalischen Methode. Dabei wird direkt der Versorgungs- und Stresszustand der Pflanze gemessen, anstatt diesen von Faktoren wie Bodenfeuchte, Blattfärbung o.ä. abzuleiten. Die Methode basiert auf der Messung der Leistungsfähigkeit des Photosynthese-Apparates und zeigt die Stressbelastung an, lange bevor Schädigungen an der Pflanze sichtbar werden. In Kooperation mit Grünflächen- und Umweltamt der Stadt Frankfurt werden seit 2020 ausgewählte Bäume auf ihre Gefährdung durch bzw. Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit und Hitze untersucht.