Kinderverschickungen: Erforschung und Aufarbeitung
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Die Initiative Verschickungskinder entstand 2019, nachdem sich immer mehr Menschen auf der Homepage der Autorin Anja Röhl gemeldet und von ihren Erlebnisse berichtet hatten. Daraufhin fand im November 2019 ein erster Kongress auf Sylt statt, bei dem die Anwesenden das Prinzip der Bürgerforschung als Grundlage ihres Engagements festlegten und sich als Initiative konstituierten. Die Bemühungen unserer Initiative Verschickungskinder, der Landesvereine und Landesgruppen, der Heimortverantwortlichen, des im Juni 2023 gegründeten Bundesvereins Initiative Verschickungskinder e.V., und des Vereins Aufarbeitung und Erforschung Kinderverschickung e.V. haben Früchte getragen: Das Thema Kinderverschickungen ist inzwischen öffentlich präsent, sowohl in den Medien als auch in künstlerischen Umsetzungen. Erste wissenschaftliche Arbeiten haben klare Hinweise darauf erbracht, dass Verschickungserfahrungen deutliche, lebenslange gesundheitliche und soziale Folgen für die Betroffenen hatten. Ermutigt hat uns auch das Interesse des Bundestagsausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), der aktiv das Gespräch mit der Initiative sucht, nachdem die Bundesregierung im Jahr 2022 noch jede Zuständigkeit auf Bundesebene für unser Anliegen zurückgewiesen hatte.
Bis heute entstammt der größte Teil der Kenntnisse über die Misshandlungen in den Kinderverschickungen der Bürgerforschung der vielen Tausend in der Initiative engagierten Betroffenen.
Die von Heimträgern oder der deutschen Rentenversicherung beauftragten und bezahlten Studien, sowie unabhängige Studien von Forschern an Universitäten, ergänzen die Ergebnisse der Bürgerforschenden. Auch die sorgfältige journalistische Recherche von Menschen, die mit unserer Initiative in engem Austausch stehen, trägt zur Verbesserung des Wissensstandes dar. Die Bürgerforschenden der Initiative stehen deshalb in regelmäßigem Austausch sowohl mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie mit verantwortungsvoll arbeitenden Journalisten und Journalistinnen.
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Kontakt
Anja Röhl
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Verein Aufarbeitung und Erforschung Kinderverschickungen e.V.
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
Deutschlandweit wurden mindestens acht Millionen Kinder von den 1950er bis in die 1980er Jahre (Anmerkung: in der ehemaligen DDR bis in die 1990er Jahre) zu Kindererholungskuren verschickt, unzählige von ihnen erlitten schwerwiegende körperliche und seelische Misshandlungen. Über 20 Todesfälle sind inzwischen bekannt. Dass diese Misshandlungen überhaupt bekannt wurden, ist Ergebnis unserer Bürgerforschung. In unserer Initiative sind viele Tausende Betroffene aktiv. Sie schließen sich in Heimortgruppen zusammen und erforschen gemeinsam die Geschehnisse in den Kinderkuren. Dazu gehören Archivstudien, gemeinsame Reisen an die ehemaligen Heimorte, Kontaktaufbau mit den Trägern von damals, vor allem aber die Erarbeitung von Dokumentationen und die Schaffung von Erinnerungsorten. Außerdem organisieren wir jährlich einen Kongress, in dem wir die neuesten Forschungsergebnisse vorstellen, uns austauschen und vernetzen.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Wir suchen fortlaufend Betroffene und Interessierte, die gemeinsam mit uns das Wissen über die Kinderverschickungen und ihre Hintergründe erweitern. Ein erster Schritt kann sein, selbst den Fragebogen über die eigenen Erlebnisse auszufüllen. Hier geht es zum Fragebogen: https://verschickungsheime.de/fragebogen/ Sie können sich auch einer Heimortgruppe anschließen und gemeinsam mit anderen Betroffenen in Archiven arbeiten. Dabei werden Sie oft von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterstützt. Auf dieser Übersichtskarte finden Sie die Kontaktadressen dafür: https://verschickungsheime.de/ueberblickskarte-kontakte/ Ein Team der Uni Koblenz hat eine Einführung erarbeitet, in der erste Schritte zum aktiven Mitforschen beschrieben sind. Diese Broschüre kann hier heruntergeladen werden: https://verschickungsheime.de/handreichung-zur-erstorientierung-fuer-verschickungskinder-uni-koblenz/ In unserem Newsletter informieren wir regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und veröffentlichen Aufrufe zum Mitforschen. Hier können Sie den Newsletter abonnieren: https://verschickungsheime.de/newsletter/
Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Befragungsergebnisse aus unserer großen Online-Umfrage werden, soweit die Befragten zugestimmt haben, Forschenden von wissenschaftlichen Einrichtungen zur weiteren Erforschung zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse der zahlreichen Heimortgruppen werden zum Teil in Broschüren veröffentlicht. Hierzu organisieren wir nach Möglichkeit eine Finanzierung durch Heimträger. Auf unserem jährlichen Kongress wird über aktuelle Forschungsergebnisse berichtet. Außerdem ist hier eine Vernetzung der Bürgerforschenden mit Forscherinnen und Forschern möglich, die an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zum Thema Verschickung arbeiten. Wir unterstützen die Vernetzung unserer Bürgerforschung mit der Forschung an Hochschulen und Instituten.
Wozu trägt die Forschung bei?
Wir wollen, dass die Hintergründe der Kinderverschickungen erforscht werden, und zwar in einer selbstbestimmten Aufarbeitung durch die Betroffenen selbst. Alle, die unsere Forschung unterstützen, leisten einen Beitrag dafür, dass unsere Gesellschaft gegenüber Kinderrechtsverletzungen wachsam bleibt.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
Seit Start der Initiative wurden bereits mehrere Forschungsprojekte an Hochschulen durchgeführt und sind zahlreiche Bücher und Aufsätze erschienen. Ein kurzer Überblick dazu ist unter dem Reiter "Recherche" hier zu finden: https://verschickungsheime.de/