Hallische Heiratsgeschichten
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Katrin Moeller
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Historisches Datenzentrum Sachsen-Anhalt, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Geschichte
Verein für Computergenealogie
Archion. Evangelische Kirchenbücher online
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Marienbibliothek Halle (Saale)
Häufige Fragen
Worum geht es in diesem Projekt?
Wer möchte nicht mehr über die Geschichte seiner Familie und die Einwohner*innen seiner Stadt in der Vergangenheit erfahren? In den Archiven und Bibliotheken schlummern viele Schätze, die uns bis heute Auskunft darüber geben können, wer unsere Vorfahren waren, welche Berufe sie ausübten und mit wem sie ihr Leben verbrachten. Gleichzeitig werden gerade diese genealogischen Massendaten auch für die historische Forschung sehr interessant, weil sie andere Zugriffe auf Quellen erlauben, als dies bei herkömmlichen Akten aus Verwaltungen und Behörden möglich ist. In diesem Projekt stehen die Eheschließungen im Mittelpunkt. Wir besitzen bereits einen großen Datensatz zu allen Eheschließungen der Marktgemeinde zwischen 1670 und 1820. Diesen nun auch um die Ehen des 19. Jahrhunderts zu erweitern, ist unser Ziel. Dazu müssen wir allerdings erst einmal die vielen Einträge der Eheregister der Marktgemeinde und der Gemeinde St. Georgen in Halle (Saale) erfassen. In der Geschichtsforschung werden anhand von Mikrostudien Fragen der sozialen Netzwerk- und Gruppenbildung diskutiert. Dabei besteht die These, dass die Gruppen des 19. Jahrhunderts immer homogener wurden und häufig auf gleichen Berufs- und Verwandtschaftsnetzwerken aufbauten. Aber gilt dies wirklich für verschiedene Berufs- und Sozialgruppen gleichermaßen? Durch den langen historischen Vergleich über zwei Jahrhunderte können wir erstmals mit einem sehr großen empirischen Datensatz solche Hypothesen überprüfen.
Wie können Bürger*innen mitforschen?
Der Verein für Computergenealogie bietet mit seinem Erfassungssystem „DES“ ein hilfreiches digitales Werkzeug an, um die digitalisierten Kirchenregister gemeinsam in einer Datenbank zu transkribieren: http://des.genealogy.net/ Dies bietet eine Verknüpfung von Quelle und Dateneintragung. Bei Interesse kann jede*r mitmachen, nachdem er sich für die Plattform angemeldet hat! Dort werden eine Vielzahl von Mitmachmöglichkeiten zur Aufnahme von Adressbüchern oder Steuerlisten geboten. In diesem Projekt handelt es sich um die kirchlichen Eheregister von zwei Gemeinden mit Handschriften aus dem 19. Jahrhundert. Das braucht etwas Übung. Deshalb bieten wir begleitend zum Projekt auch kleinere Aktivitäten und Workshops an, die auf unserer Website und in der Presse angekündigt werden. Insgesamt arbeiten wir sowohl überregional wie auch regional in einem großen Netzwerk historisch interessierter Menschen zusammen. Wir freuen uns über ihre Teilnahme und einen regen Meinungs- und Erfahrungsaustausch zur genealogischen Arbeit. Vor Ort freuen sich auch der Freundeskreis der Marienbibliothek, der Verein für hallische Stadtgeschichte, der Ekkehard e.V. oder der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt über engagierte Mitstreiter*innen zu anderen historischen Themen.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Alle Daten werden zukünftig der breiten genealogischen Nutzung zur Verfügung stehen, da sie in die Datenbanken des Vereins für Computergenealogie integriert werden. Anders als kostenpflichte Plattformen hält der Verein seine Daten kostenfrei sowohl für bürgerwissenschaftliche wie wissenschaftliche Nutzungen bereit. Dies gilt auch für die vom Historischen Datenzentrum Sachsen-Anhalt erarbeiteten Forschungsdaten. Diese werden in den verschiedenen fachspezifischen und institutionellen Repositorien des Datenzentrums frei zugänglich veröffentlicht und angeboten. Gerne können uns auch Genealog*innen Daten anbieten. Die Forschungseinrichtung hilft bei der Kuration und Aufbereitung von historischen Daten. Zudem werden wir das Projekt auf dem Blog begleiten und dort Hilfsmittel und Tools vorstellen, Workshops ankündigen und auch Schulungen digital zugänglich machen. Ähnliches gilt auch für die Websites des Vereins für Computergenealogie. Zudem wollen wir auf dem Blog auch die kleinen Geschichten erzählen, die bei der Arbeit mit den Quellen immer wieder zu finden sind und auch Massendaten wunderbar zum Erzählen bringen.
Wozu trägt die Forschung bei?
Das Forschungsprojekt von Moritz Müller an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat das Erfassungsprojekt „Hallische Heiratsgeschichten“ initiiert und möchte die Daten zur wissenschaftlichen Auswertung nutzen. Es fragt daher in Anlehnung an die Forschung zur ländlichen Gesellschaft nach den Heiratsmustern und -strategien der hallischen Stadtbevölkerung im 19. Jahrhundert. Wen heirateten die Kinder der verschiedenen Berufs- und Sozialgruppen? Wie kamen Eheschließungen zustande und welche Faktoren spielten dabei eine Rolle? Insgesamt geht das Projekt Thesen nach, die für Klassenbildungsprozesse im 19. Jahrhundert entwickelt wurden und davon sprechen, dass die sozialen Gruppen in dieser Zeit immer homogener und abgegrenzter wurden. Welchen Anteil hatten die Familien der Frauen und der Männer daran? Erst im langen Vergleich lassen sich solche Prozesse allerdings wirklich genau analysieren.
Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?
Ein großes bereits vorliegendes Zwischenergebnis des Gesamtprojektes ist einerseits die Digitalisierung der Kirchenbücher und andererseits die Erfassung der Tauf-, Heirats- und Sterberegister der Marktgemeinde Halle (Saale) zwischen 1670 bis 1820. Sie erfolgte durch Förderung der Fritz Thyssen Stiftung. Diese Daten sind bereits Grundlage für zahlreiche Forschungen zur historischen Demografie, zur Entwicklung von Epidemien, Patenschaftsnetzwerken und anderen Fragestellungen gewesen. Die Daten sind überdies als ein Bestandteil der „Ontologie historischer, deutschsprachiger Amts- und Berufsbezeichnungen“ eingegangen, die zur Entwicklung von Werkzeugen bzw. Algorithmen der Künstlichen Intelligenz dienen. Solche Tools bzw. Datengrundlagen können später auch für das 19. Jahrhundert weiterentwickelt werden. Forschungsergebnisse werden schließlich in Artikeln dargelegt und durch die Dissertation von Moritz Müller zusammengefasst.