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Das Tierfund-Kataster (TFK)

Besonders in der Dämmerung welchseln Wildtiere wie Dammwild häufig die Straße. Dann ist äußerste Vorsichit geboten. Quelle: Grell/DJV
Das Tierfund-Kataster ermöglicht erstmals eine einheitliche und standortgenaue Erfassung von Wildunfällen und anderen Todfunden. Alle Nutzer*innen können helfen Tierfunde zu melden! Erstes Ziel ist es, gemeinsam mit Wissenschaftler*innen, Schwerpunkte für Wildunfälle zu ermitteln und zu entschärfen.

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Franziska Baudach und Wiebke Ponick

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Institution

Deutscher Jagdverband e.V. (DJV)

Landesjagdverband Schleswig-Holstein

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

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Wildunfall mit Rehwild am Straßenrand, Quelle: Grell/DJV
Schwerpunktzeiten für Wildunfälle, Quelle: Tierfund-Kataster/DJV
Schwerpunktmonate für Wildunfälle, Quelle: Tierfund-Kataster/DJV
Aktuelle Zahlen zu tödlichen Wildunfällen auf deutschen Straßen, Quelle: Tierfund-Kataster/DJV
Wildunfälle einfach per App melden, Quelle: Tierfund-Kataster/DJV
Mit wenigen Klicks von unterwegs standortgenau tod aufgefundene Tiere mit der Tierfund-Kataster-App melden.

Häufige Fragen

Worum geht es in diesem Projekt?

Alle 2,5 Minuten kollidiert in Deutschland ein Wildtier mit einem Fahrzeug. Die genaue Erfassung von Wildunfällen ist jedoch lückenhaft. In die amtliche Statistik fließen nur Wildunfälle mit Personenschaden ein. Die Dunkelziffer verunfallter kleinerer Säugetiere liegt um ein Vielfaches höher, da überfahrene Kleintiere wie Feldhasen oder Rotfüchse selten vom Autofahrer gemeldet werden– sie verursachen meist keine Schäden am Fahrzeug. Somit fehlt eine wichtige Datengrundlage, um Wildunfallschwerpunkte zu erkennen. Mit dem 2011 als Pilotprojekt durch den Landesjagdverband Schleswig-Holstein und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ins Leben gerufene und 2016 vom Deutschen Jagdverband e.V. auf ganz Deutschland ausgeweitete Tierfund-Kataster ist es erstmals möglich, bundesweit einheitlich und standortgenau Wildunfälle und andere Todfunde zu melden. Für eine ganzheitliche und großflächige Erfassung benötigt das Projekt viele aufmerksame Verkehrsteilnehmer*innen und Naturliebhaber*innen, die tot aufgefundene Tiere melden. Sie leisten so einen aktiven Beitrag zum Natur- und Artenschutz! Neben der Erkennung und Entschärfung von Wildunfallschwerpunkten sollen die gesammelten Daten auch Grundlage für Vorkommensnachweise seltener Tierarten sowie für Untersuchungen zu Barrierewirkungen von Zäunen, Bahntrassen, Windkraftanlagen und Oberleitungen sein. Des Weiteren können die Daten helfen, die Ausbreitung von Wildtierkrankheiten zu dokumentieren.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Eine einmalige Registrierung im Tierfund-Kataster genügt, um tot aufgefundene Tiere über die kostenlose App oder die Internetseite www.tierfund-kataster.de zu melden. Egal ob bei einem Spaziergang im Wald und Feld, am Straßenrand oder im heimischen Garten- jeder Fund zählt! Neben Angaben zur Tierart und zum Fundort können weitere Angaben gemacht werden. Auch das Hochladen eines Fotos ist möglich! Sollte einmal keine Internetverbindung bestehen, werden die Funde zwischengespeichert und können später hochgeladen werden. Auf der Internetseite finden sich weitere Informationen zum Projekt, ein anschauliches Tutorial zur Bedienung der App sowie ein Leitfaden zur Wildunfallprävention. Auch eine Anleitung wie sich Verkehrsteilnehmer*innen nach einem Wildunfall verhalten sollten, ist auf der Website zu finden.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Alle Tierfunde werden in der Datenbank an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gespeichert und auf Plausibilität geprüft- hierbei sind insbesondere hochgeladene Fotos vom Fund wichtig! Der Deutsche Jagdverband veröffentlicht regelmäßig Ergebnisse wie besonders betroffene Tierarten, Monate mit hohen Wildunfallraten usw. in Pressemeldungen. Des Weiteren werden Wildunfallschwerpunkte ermittelt. Diese Ergebnisse, sowie die Funde aller Nutzer*innen und eigene Tierfunde können Interessierte in interaktiven Karten, Diagrammen und Tabellen unter www.tierfund-kataster/cadenza/ einsehen und individuell filtern. Die Daten sind auch Grundlage für weiterführende Projekte. Bspw. können sie die Verkehrsplanung etwa für Querungshilfen unterstützen. Zudem werden zur Früherkennung der afrikanischen Schweinepest im Tierfund-Kataster gemeldete Wildschweine über das Friedrich-Loeffler-Institut an die zuständige Veterinärbehörde geleitet. Damit können neue Ausbreitungsherde schnell identifiziert und eingedämmt werden!

Wozu trägt die Forschung bei?

Die Forschung trägt sowohl zur Verkehrssicherheit für den Menschen, als auch zum Tier- & Artenschutz bei. Die gewonnenen Erkenntnisse können einen Beitrag zur Verkehrs- und Landschaftsplanung, etwa bei der Planung von Grünbrücken, leisten. Außerdem können die Daten von Wildbiologen genutzt werden, zum Beispiel um Migrationsverhalten, genetischen Austausch und Populationsentwicklungen -insbesondere seltener Arten- zu erforschen. Zudem kann das einheitliche Monitoring Aufschluss darüber geben, ob Maßnahmen bspw. im Straßenverkehr einen Effekt auf das Unfallgeschehen haben.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Auswertungen aus den Jahren 2019 bis 2022 haben u.a. ergeben: In jedem zweiten Wildunfall ist ein Reh beteiligt. Besonders hoch ist die Unfallgefahr in der Morgen- und Abenddämmerung. Fleischfresser wie Fuchs, Dachs, Marderhund und Waschbär machen rund 15 Prozent der Wildunfälle aus. Jeder zehnte Zusammenstoß auf Straßen ereignet sich mit Hasen und Kaninchen. Im Herbst gibt es ein erhöhtes Wildunfallrisiko, allerdings sind auch hier Abweichungen je nach Tierart feststellbar. 40 Prozent aller Unfälle mit Wildschweinen wurden im Zeitraum Oktober bis Dezember an das Tierfund-Kataster gemeldet. Etwa ein Drittel aller Kollisionen mit Damwild passieren im Oktober und November.