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Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

Aufgabeln! – Gemeinsam Food Waste Messen

Keyvisual Aufgabeln! (C) Kanton Aargau
90 Kilogramm – so viel Essen landet im Durchschnitt jährlich bei uns zu Hause pro Person im Abfall. Food Waste belastet nicht nur die Umwelt und das Klima, sondern auch die Haushaltskasse. In diesem partizipativen Projekt erforschen Citizen Scientists ihren täglich anfallenden Food Waste. Das Projekt ist abgeschlossen.

Themen

Ort

Projektzeitraum ab

August 2023

Projektende

September 2023

Weitere Informationen

Medienbeitrag im Schweizer Fernsehen

Zeitungsartikel in der Aargauer Zeitung sowie infosperber.ch

Kontakt

Franziska Ruef

E-Mail senden

Institution

Kanton Aargau

Präsentation der Ergebnisse an der Schlussveranstaltung (C) catta

Häufige Fragen

Worum geht es in diesem Projekt?

Food Waste entsteht, wenn für den Menschen produzierte Lebensmittel vom Feld bis zum Teller verloren gehen oder weggeworfen werden: In der Schweiz betrifft das jedes dritte Lebensmittel. Mit dem Wegwerfen von Lebensmitteln werden Ressourcen verschwendet und das Klima und die Umwelt belastet. Privathaushalte verursachen gemäss Schätzungen den zweitgrössten Anteil an der Gesamtmenge von Food Waste sowie 38 Prozent der von Food Waste ausgehenden Umweltbelastung. Umgerechnet gehen so pro Person und Jahr in der Schweiz 620 Franken für Lebensmittel verloren, die wir zwar gekauft, aber nicht gegessen haben. Aber: Welche Mengen an Food Waste fallen bei uns im Aargau an? Weshalb werfen wir unser Essen weg? Im Pilotprojekt Aufgabeln! gingen 35 Haushalte aus Rheinfelden und Wallbach diesen Fragen nach. Das Projekt führte die Fachstelle Nachhaltigkeit mit dem Aarauer StartUp catta durch. Die teilnehmenden Haushalte massen zwischen dem 28. August und 10. September 2023 an sieben Tagen per Küchenwaage und Web-Applikation ihren eigenen Food Waste. Am 9. November 2023 präsentierte das Projektteam an einer öffentlichen Schlussveranstaltung die Resultate und diskutierte gemeinsam mit den Teilnehmenden, wie Food Waste vermieden werden kann. Die diskutierten Ansätze zur Vermeidung von Food Waste fliessen in einen praktischen Leitfaden mit Tipps und Tricks zur Reduktion von Food Waste. Die Resultate des Projekts werden in Form eines Schlussberichts öffentlich zugänglich gemacht. Die Publikation des Schlussberichts und des Leitfadens erfolgt voraussichtlich im Frühjahr 2024.

Wie können Bürger*innen mitforschen?

Ein Sounding Board bestehend aus Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertretern der teilnehmenden Gemeinden sowie einem Vertreter des Vereins foodwaste.ch, begleitete das Projekt. Der Vertreter des Vereins ist gleichzeitig Wissenschaftler zum Thema Food Waste und wurde beratend miteinbezogen, z. B. bei der Spiegelung der Messunterlagen oder der Präsentation der Ergebnisse für die Schlussveranstaltung. Freiwillige Teilnehmende wurden über lokale Multiplikatoren (Personen aus dem Sounding Board, Vereine, politische Parteien, Zeitungsartikel, Bewerbung auf den Gemeindewebseiten, Gemeindeversammlungen und auch via Flyer- und Plakataktionen) angeworben. Für die Teilnahme benötigten die Teilnehmenden lediglich eine funktionierende Küchenwaage. Das Online-Tool zur Eingabe der Daten wurde zur Verfügung gestellt (auf Anfrage gab es ein Papiertagebuch). In den teilnehmenden Gemeinden fanden Informationsveranstaltungen statt (auf Anfrage gab es auch Online Termine), um den Teilnehmenden das Projekt und die Messanleitungen im Detail zu erklären. An diesen Kick-Off Veranstaltungen erhielten die Teilnehmenden die für die Messung benötigten Materialien (Kurzanleitung, ausführliche Anleitung, falls nötig Küchenwaage). Im Zeitraum vom 28. August bis zum 10. September 2023 erfassten die Teilnehmenden an mindestens sieben Tagen ihren Food Waste. An den Messtagen erstellten die Teilnehmenden ein bis mehrere Einträge zu ihrem Food Waste. Für jedes Lebensmittel oder Komponente einer Mahlzeit wurde ein Eintrag gemacht. Bei Fragen und Auskünfte konnten sich die Teilnehmenden vor und während der Messphase an die in den Messunterlagen mit Telefonnummer und Email-Adresse hinterlegte Kontaktperson wenden.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Nach der Messperiode erhielten die Teilnehmenden per Mail einen individuellen Haushaltsreport (ca. 3 bis 6-seitiges PDF Dokument), wo sie alle ihre Einträge sehen konnten sowie eine Auswertung der am meisten weggeworfenen Lebensmittelkategorien und die häufigsten Gründe für Food Waste. Am 9. November 2023 fand in Rheinfelden eine öffentliche Schlussveranstaltung statt. Nach einer kurzen Präsentation der Ergebnisse diskutierten die rund 60 Teilnehmenden in Kleingruppen über die Projektresultate und schlugen Lösungsansätze zur Vermeidung von Food Waste vor. Zudem sprachen die Teilnehmenden darüber, was sie für die Reduktion von Food Waste auf verschiedenen Handlungsebenen benötigen (Gemeinde, Detailhandel, etc.). Am Ende des Workshops notierte sich jede Person eine konkrete Massnahme, welche sie zur Reduktion von Food Waste zu Hause umsetzen will. Die an der Schlussveranstaltung diskutierten Lösungsansätze zu Food Waste in Haushalten fliessen in einen Leitfaden zur Vermeidung von Food Waste auf Haushaltsebene. Die wichtigsten Erkenntnisse und Resultate des Projekts liegen in Form eines öffentlich zugänglichen Schlussberichts vor. Die Dokumente (Schlussbericht und Leitfaden) werden den Teilnehmenden per Mail zugeschickt sowie auf der Projektwebseite aufgeschaltet.

Wozu trägt die Forschung bei?

Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen, welche die Schweiz im Jahr 2015 unterzeichnet hat, setzt eine Halbierung der Lebensmittelverluste bis 2030 fest. Konkret wird dies als Unterziel 12.3 des Ziels 12 "Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen" so beschrieben: "Bis 2030 die weltweite Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Nahrungsmittelverluste einschliesslich Nachernteverlusten verringern ". Somit besteht akuter Handlungsbedarf, um bis 2030 den Food Waste zu reduzieren und das vorliegende Projekt soll einen Beitrag dazu leisten. Citizen Science bietet die Möglichkeit, verschiedene Interessengruppen zusammenzubringen, um ein gemeinsames Verständnis aufzubauen und gemeinsam Lösungen für Nachhaltigkeitsherausforderungen zu entwickeln, die darauf abzielen, die Bedürfnisse aller zu erfüllen. Somit leistet das Projekt auch einen Beitrag zum globalen Ziel für nachhaltige Entwicklung 17 "Partnerschaften zur Erreichung der Ziele". Die im Projekt diskutierten Lösungsansätze zu Food Waste in Haushalten fliessen in einen Leitfaden zur Vermeidung von Food Waste auf Haushaltsebene. Die Reduktion von Food Waste in Haushalten ist essenziell zur Erreichung des SDG 12.3, zumal Haushalte mengenmässig den zweitgrössten Anteil am gesamten Food Waste in der Schweiz verursachen sowie 38 Prozent der von Food Waste ausgehenden Umweltbelastung.

Was sind die (Zwischen-)Ergebnisse des Projekts?

Insgesamt wurden während der siebentägigen Messphase rund 32 Kilogramm Food Waste gemessen. Hochgerechnet auf ein Jahr beträgt das 26,6 Kilogramm pro Person – also rund ein Drittel dessen, was eine Person in der Schweiz im Durchschnitt jährlich an Essen wegwirft (90 Kilogramm). Trotzdem waren die Teilnehmenden über die Menge an Food Waste überrascht. Am meisten Food Waste fiel beim Gemüse an. Passend zum Rüebliland Aargau war die Karotte Spitzenreiter der weggeworfenen Gemüse. Dies ist zu einem grossen Anteil auf die Rüstabfälle zurückzuführen, da gemäss gängiger Definition von Food Waste Karottenschalen sowie auch weitere essbare Rüstabfälle zur Kategorie der vermeidbaren Lebensmittelabfälle gehören. Ebendiese Rüstabfälle wurden auch häufig als "unappetitlich" gekennzeichnet, welcher insgesamt der häufigste Grund für Food Waste war. An der Schlussveranstaltung diskutierten die Anwesenden in Kleingruppen die Gründe für Food Waste und geeignete Lösungsansätze zur Reduktion von Food Waste. Von der Menüplanung über konkrete Rezeptideen wie Bouillon zur Verwertung der "Rüstabfälle" bis hin zur Sensibilisierung zu Food Waste oder Informationen zu Mindesthaltbarkeitsdatum und Lagerungstipps: Die Diskussionen deckten eine breite Palette an möglichen Massnahmen zur Verminderung von Food Waste ab. Es wurde auch besprochen, welche Hilfsmittel oder Ressourcen die Teilnehmenden benötigten, um die Lösungsansätze im Alltag umzusetzen. Beim gemeinsamen Abendessen aus geretteten Lebensmitteln verdauten alle die Eindrücke und das Gesagte.