Das wirkt nach! – Eindrücke vom Forum Citizen Science 2024
In dieser Reihe teilen Tagungsteilnehmende ihre persönlichen Eindrücke vom Forum Citizen Science 2024 in Hamburg. Im zweiten Beitrag reflektieren Sarah Dost, Hannah Wolf und Sebastian Preis von der Hans Sauer Stiftung, die seit einigen Jahren Citizen-Science-Projekte fördert, die zentralen Themen der Konferenz.
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von Sarah Dost, Hannah Wolf und Sebastian Preiß
Mit:Wirkung. Das war das Thema des diesjährigen Forum Citizen Science in Hamburg. Vor diesem Hintergrund wurden sowohl in den Vortragssessions als auch in den interaktiven Formaten viele Fragen aufgeworfen und diskutiert. Schon am Vorabend der Konferenz konnte man in den inspirierenden Räumlichkeiten des Kreativhauses Jupiter in Kontakt miteinander kommen und sich austauschen. Dabei war besonders die Wand mit Gesuchen und Angeboten zum Thema sehr hilfreich zur Vernetzung. In der Vorstellung und anschließenden Postersession von 19 Projekten wurde wieder einmal die enorme Themenvielfalt und der Methodenreichtum deutlich, die Citizen-Science-Projekte abbilden. Für uns ein rundum gelungener Auftakt in geselliger Atmosphäre!
Die Keynote zur Eröffnung machte vor, was es heißt, gemeinsam Wissenschaft zu betreiben und damit auch Gesellschaft zu gestalten. Auf dem Podium versammelt waren acht Forscher*innen aus den Stadtteilen und von zwei Universitäten, die von ihren Erfahrungen in den Community-Health-Projekten aus dem Hamburger Stadtteil Veddel und aus Bochum berichteten. Sie teilten dabei nicht nur ihre Erfolge und die persönlichen Empowerment-Erfahrungen, sondern zeigten auch die strukturell weiter bestehenden Hürden in der gemeinsamen Projektgestaltung auf: komplizierte Abrechnungen, rigide Vorgaben, Schwierigkeiten bei der Entlohnung. Aber auch die Themen, die die ganze Konferenz über begleiten sollten, wurden hier bereits gesetzt: Wie kann Forschung auf Augenhöhe ablaufen? Wie kann sich die Wissenschaft gegenüber allen öffnen? Und wie muss kommuniziert werden, damit sich alle abgeholt fühlen?
In verschiedenen Vorträgen wurden neben der gesellschaftlichen Wirkung von Citizen-Science-Projekten auch über die Wirkungen solcher Projekte in die Wissenschaft gesprochen. Martina Schäfer vom Zentrum Technik und Gesellschaft, TU Berlin, verdeutlichte in ihrem Vortrag, dass die Art des Forschungsprozesses und der Transfer der erzielten Ergebnisse besonders wichtig sind, um Wirkungen zu erzielen. Mit einem wirkungsorientierten Projektmanagement, gutem Community Management mit klarer Rollenverteilung, Kommunikation und Trainings, sowie der frühen Einbeziehung von nicht-wissenschaftlichen Akteur*innen in den Prozess können Wirkungspotenziale gestärkt und somit der nachhaltige Erfolg von Projekten verbessert werden. Auch in mehreren Workshops wurde das Thema aufgegriffen und hier insbesondere viel diskutiert: Welche Laufzeiten sind für ein Projekt notwendig, um überhaupt Wirkung entfalten zu können? Wie kann eine externe Moderation dabei unterstützen, gemeinschaftlich und auf Augenhöhe zu forschen? Wie können erzielte Wirkungen gut kommuniziert werden?
Ein großes Thema ist und bleibt die Frage, wie die Zivilgesellschaft für solche Projekte begeistert werden kann. Das Potenzial, mit den Ergebnissen von Citizen-Science-Projekten Einfluss auf Politik und Verwaltung zu haben und somit eigene Interessen sichtbar zu machen, scheint ein großer Motivator für das Engagement von Citizen Scientists zu sein. Dies wurde in mehreren Vorträgen und in den geteilten Erfahrungen in den Workshops deutlich.
Für uns als fördernde Organisation ist das Forum immer besonders spannend, weil wir dort Einblicke in die ganz unterschiedlichen Projektrealitäten und -ansprüche gewinnen. Das bereichert unsere Förderpraxis und unser Wissen zu Citizen Science enorm. Dabei würden wir uns auch in Zukunft sehr über noch mehr Austausch mit weiteren fördernden Organisationen freuen.
Wir erleben auf dem Forum auch immer eine besonders wertschätzende Atmosphäre, hier stehen Wissensaustausch, gemeinsames Lernen und bereichernder Austausch an vorderer Stelle. Auch als Reaktion auf unseren Impuls zum Thema „Wie wirkt Citizen Science transformativ” erhielten wir wertvolle Anregungen und freuen uns, dazu im Austausch zu bleiben.
Das Forum machte eindrücklich deutlich, dass den Erfolg der Citizen-Science-Projekte alle Projektbeteiligten, Berufswissenschaftler*innen und Citizen Scientists, tragen. Deshalb freuen wir uns auf viele weitere Foren, insbesondere auch mit noch mehr Citizen Scientists!