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Citizen Science in den Gesundheitswissenschaften

Citizen Science in den Gesundheitswissenschaften

Ähnlich dem Bereich der Sozialwissenschaften fand auch in den Gesundheitswissenschaften eine eigenständige Entwicklung von Konzepten zur Beteiligung von Personen ohne akademische Ausbildung statt. Daher finden sich nur wenige Projekte, welche sich selbst als Citizen Science verorten. Beispiele sind die Beteiligung von Patienten oder Eltern über Online-Plattformen wie Migräne Radar oder das Projekt Reden Sie mit der Ludwig Boltzmann Gesellschaft, welches Interessierte bereits mit der Suche nach neuen Fragestellungen im Bereich psychische Erkrankungen in den Wissenschaftsprozess einbindet. Für Beteiligungsansätze ist der Terminus participatory health research (PHR) oder Partizipative Gesundheitsforschung (PGF) verbreiteter, welche international von der Arbeitsgemeinschaft International Collaboration for Participatory Health Research (ICPHR) sowie im deutschsprachigen Raum vom Netzwerk Partizipative Gesundheitsforschung (PartNet) geprägt wurde. Beide Netzwerke bilden eine Plattform zur Formulierung von gemeinsamen Grundprinzipien, Gütekriterien und Leitlinien für PGF.

PGF bildeten einen neutralen Dachbegriff, in dessen Bereich eine Vielfalt an Ansätzen mit zum Teil sehr unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen und praktischen Zielsetzungen nebeneinander existiert. Die verbindenden Elemente von partizipativen Forschungsprojekten in der Gesundheitsforschung liegen zum einen im Ziel der Befähigung und Ermächtigung der nicht-akademischen Co-Forschenden und zum anderen imAnspruch einer „doppelten Zielsetzung“, die sich darauf bezieht: „nicht nur zu forschen, sondern auch zu handeln, und dadurch soziale Wirklichkeit nicht nur zu verstehen, sondern auch zu verändern“ (von Unger, H.: Partizipative Forschung: Einführung in die Forschungspraxis, 2014, S. 35.)

PGF weist konzeptionell Ähnlichkeit zu Citizen Science auf, wie die vor kurzem im deutschsprachigen Netzwerk in einem mehrstufigen partizipativen Prozess erarbeitete Definition zeigt: „Partizipative Gesundheitsforschung ist ein wissenschaftlicher Ansatz, der die Durchführung von Forschung als eine Koproduktion verschiedener Akteurinnen und Akteure versteht. Der Forschungsprozess wird zwischen allen Beteiligten partnerschaftlich organisiert und kontinuierlich im Hinblick auf die Machtverhältnisse reflektiert. Am gesamten Forschungsprozess soll dabei eine maximale Mitgestaltung der Menschen erreicht werden, derenLebensbereiche erforscht werden. Zu den Beteiligten gehören insbesondere die Menschen, deren Lebensbereiche erforscht werden und u. a. Fachkräfte und Entscheidungsträgerinnen und -träger des Gesundheits-, Sozial- oder Bildungswesens, Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Ziel der PGF ist es, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Veränderungen anzustoßen, die zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen beitragen und gesundheitliche Chancengleichheit stärken“ (Netzwerk Partizipative Gesundheitsforschung 2015).

Weiterführende Ressourcen

  • Das Netzwerk Partizipative Gesundheitsforschung bietet Ressourcen und methodische Workshops an: www.partnet-gesundheit.de
  • ein guter Einführungstext ist: von Unger, H. (2013). Partizipative Forschung: Einführung in die Forschungspraxis. Reihe Qualitative Sozialforschung. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Plattform der Ludwig Boltzmann Gesellschaft: ois.lbg.ac.at