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Fragen für die Zukunft der Citizen Science: „Warum nicht im Sinne der Wissenschaft unterwegs sein?”

Brigitta Ulrichs hat sich bereits in mehreren Citizen-Science-Projekten engagiert, denn zur Wissenschaft beizutragen, begeistert sie. Momentan misst sie für das COMPAIR-Projekt in Berlin die Feinstaubbelastung mit einem Sensor an ihrem Fahrrad. Im Interview berichtet Ulrichs von ihren Erfahrungen.

Sie forschen aktuell als Bürgerwissenschaftlerin beim Projekt COMPAIR in Berlin. Worum geht es dort?

Ulrichs: Es geht um Feinstaubmessung mittels Sensoren. Im Projekt gibt es mobile und nicht mobile Messstationen. Wie die meisten Teilnehmenden, betreue ich eine mobile. Das heißt, ich habe ein Gerät, mit dem Feinstaub gemessen werden kann, was ich ans Fahrrad klicke. Es ist verknüpft mit einer App auf meinem Handy. Diese aktiviere ich, wenn ich losfahre, sodass die Daten aufgezeichnet werden. Am Ende meiner Fahrt, also, wenn ich zu Hause bin, schicke ich die Daten ein. Aus ganz Berlin nehmen Menschen teil, sodass stadtweit über verschiedene Wegstrecken Daten gesammelt werden.

Wie lange sind sie denn schon dabei und wie sind sie aufmerksam geworden auf das Projekt?

Ulrichs: Ich meine, dass ich im Newsletter des ADFC [Anm. d. Redaktion: Allgemeiner Deutscher Fahrradclub e.V.] darüber gelesen habe. Dabei bin ich seit dem Start des Projektes in Berlin. Das erste Treffen hatten wir Anfang Februar.

Wie lief der Einstieg ins Projekt ab?

Ulrichs: Es sind alle zu einem Treffen zusammengekommen, die sich auf verschiedenen Wegen bereiterklärt hatten, mitzumachen. Dort haben wir die Messgeräte in Empfang genommen, gemeinsam die zugehörige App installiert und erfahren, wie wir alles korrekt benutzen.

Was interessiert Sie denn an den Themen Luftverschmutzung und Feinstaubbelastung? Welche Motivation steckt dahinter, sich in diesem Bereich einzusetzen?

Ulrichs: Also, ich hätte auch etwas anderes gemessen! Es stand für mich gar nicht unbedingt die Feinstaubbelastung im Fokus – wobei die natürlich auch interessant ist. Ich bin ihr schließlich immer ausgesetzt, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Generell hat mich motiviert, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Ich fahre sowieso diesen Weg, der jetzt meine Messstrecke ist. Also warum nicht im Sinne der Wissenschaft unterwegs sein?

Sie sind also gar nicht nur über das Thema, sondern auch explizit über das Interesse am Mitforschen im Projekt gelandet?

Ulrichs: Genau, ich finde einfach den Citizen-Science-Ansatz gut. Hinzu kommt aber, dass ich bereits früher im Bereich der Fahrradmobilität aktiv war und mich das Thema schon lange interessiert.

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiter*innen des Forschungsinstitutes und den Citizen Scientists ab? 

Ulrichs:  Am Anfang gab es das Treffen mit den Erläuterungen und auch im Nachgang noch Anleitung bei Bedarf. Hin und wieder gibt es Updates per E-Mail und Mitte April waren wir zu einem Workshop zur Vorstellung der Zwischenergebnisse eingeladen. Nach Ende des Erhebungszeitraums im Mai gibt es auch noch einen gemeinsamen Abschluss.

Gerade im Erhebungszeitraum haben Sie wahrscheinlich täglich mit dem Projekt zu tun?

Ulrichs: Es begleitet mich zumindest jeden Tag, an dem ich meine angegebene Strecke mit dem Rad fahre, also an mehreren Tagen pro Woche. Ich muss nur daran denken, das Handy und das Gerät vorher aufzuladen, weil die App ziemlich viel Akku verbraucht. Aber ansonsten lässt es sich super im Alltag integrieren. 

COMPAIR ist nicht das erste Citizen-Science-Projekt, an dem Sie teilnehmen. Was waren bislang Ihre schönsten Citizen-Science-Momente?

Ulrichs: Für COMPAIR kann ich es noch gar nicht sagen, denn wir sind noch mittendrin. Die anderen Projekte, an denen ich teilgenommen habe, sind mir auf jeden Fall in guter Erinnerung geblieben. Bei einem der Projekte ging es um die Messung von Abständen, mit denen Autos Fahrradfahrende überholen. Dafür bin ich drei Monate mit einem Kästchen am Fahrrad herumgefahren. Die Ergebnisse waren sehr spannend. 

Das schönste Projekt für mich bisher war, Wildtiere im Garten zu beobachten. Das war ein Projekt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung am Tierpark in Berlin. Wir haben für drei Monate eine Kamera bekommen, die wir in unserem Garten am Stadtrand angebracht haben. Die Fotos, die aufgenommen wurden, haben wir selbst ausgewertet und auf der Plattform hochgeladen. Zur Verifizierung musste man zusätzlich die Fotos anderer Teilnehmender einordnen. So wurde jedes Foto mindestens doppelt begutachtet und klassifiziert. Es war sehr spannend zu sehen, was im Garten so los ist, wenn wir nicht hingucken. 


Dieser Beitrag ist Teil unserer Jubiläums-Blogreihe „Fragen für die Zukunft der Citizen Science". Hier geht es zur Übersicht der Blogreihe.

Leonie Malchow

Leonie ist über die Welt der Engagement- und Demokratieförderung bei der Citizen Science gelandet. Im Team ist sie für Projektmanagement und Kommunikation zuständig.