Wirkung durch Partizipation – Ein Bericht zur CitSciHelvetia‘23
Wie wirkt Citizen Science in Forschung, Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft und Politik? Wie lässt sich diese Wirkung messen und wie können wir über sie kommunizieren? Wie kann wirkungsorientierte Citizen Science strategisch gefördert werden? Im Kontext von Citizen Science ist häufig die Rede von den (potentiellen) Wirkungen des Ansatzes. Dabei gibt es in diesem Bereich noch viele Forschungslücken und offene Fragen. Am 29. und 30. März 2023 traf sich die (Schweizer) Citizen-Science-Community zur CitSciHelvetia’23 in Solothurn, um zu diesem Thema in den Austausch zu kommen.
Die Schweizer Citizen-Science-Konferenz, veranstaltet von der Stiftung Science et Cité und der Plattform Schweiz forscht, fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Da die Konferenz jedoch erstmals in Präsenz abgehalten werden konnte, trafen sich bei dieser Gelegenheit viele Akteur*innen aus der Community zum ersten Mal in Person. Auch wir haben uns gefreut, bekannte Gesichter wiederzusehen und viele neue Menschen kennenzulernen.
Tiina Stämpfli, Leiterin der Geschäftsstelle Citizen Science Schweiz und stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Science et Cité, eröffnete die CitSciHelvetia’23. Anschließend führte Prof. Dr. Heidi Kaspar, Co-Leiterin des Kompetenzzentrums Partizipative Gesundheitsversorgung an der Berner Fachhochschule, das Publikum mit ihrer Keynote in das Konferenzmotto „Citizen Science – Wirkung durch Partizipation“ ein. In ihrem Vortrag ging Kaspar auf die verschiedenen Formen und Logiken der Partizipation in der Gesundheitsforschung ein und zeigte am Projekt „Sorgende Gemeinschaften“ der Universität Bern Wirkungsaspekte von Citizen Science auf.
Die Community war vorab eingeladen, sich mit eigenen Workshops, Vorträgen und Postern in die Gestaltung der Tagung einzubringen. Gemeinsam mit Imke Hedder von der Impact Unit (Wissenschaft im Dialog) haben wir als Bürger schaffen Wissen einen Workshop unter dem Titel „Für mehr Wirkungsorientierung: Wir testen eine Toolbox!“ angeboten. Nach einem Input zu Grundlagen der Evaluation sowie dem Forschungsstand zur Wirkung von Citizen Science (Lorke, Julia; Schmid-Loertzer, Vincent (2022): Wie wirkt eigentlich Citizen Science? Ein Blick in die Forschungsliteratur) haben wir in einer Gruppenarbeit den Entscheidungsbaum, ein Tool der Impact zur Evaluationsplanung, an hypothetischen Citizen-Science-Projekten erprobt. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an alle Teilnehmenden unseres Workshops für das Interesse und die rege Beteiligung.
Bei einem der weiteren Workshops fragten Olivia Höhener und Alessandro Rearte von Citizen Science Zürich, „Big words, big impact?“. Nach einer kurzen Diskussion zu gängigen Buzzwords im Bereich der Citizen Science, ging es in der Gruppenarbeit darum, Wirkungen eines fiktionalen Citizen-Science-Projekts zu benennen und sichtbar zu machen. Dabei sollten sich alle drei Gruppen an unterschiedliche Zielgruppen wenden: die lokale Bevölkerung, die Wissenschaft und Förderorganisationen. Nach einem festgelegten Schema und mittels hilfreicher Leitfragen erarbeiteten wir passende Wirkungsnarrative, die den Mehrwert des Projektes für die jeweiligen Zielgruppen verdeutlichen sollten.
Am Nachmittag wurde die Bandbreite von Citizen Science in der Schweiz bei der Poster Session deutlich. Hier gab es Raum, die Verantwortlichen kennenzulernen und mit ihnen über ihre Projekte ins Gespräch zu kommen. Mit StadtWildTiere und Wilde Nachbarn stellten sich auch länderübergreifende Citizen-Science-Projekte aus dem DACH-Raum vor.
Der zweite Konferenztag begann für uns mit den Speed Talks. Dabei berichteten die Referent*innen in je zehn Minuten von den Wirkungen ihrer Citizen-Science-Projekte und -Förderprogramme. So sprach Chantal Britt von Long Covid Schweiz – selbst Long-Covid- und ME/CFS-Patientin – eindrücklich über die Wirkungen eines Long-Covid-Projekts, in dem Betroffene selbst mitforschen und sich für die weitere Erforschung ihrer Erkrankung einsetzen. Till Bruckermann (Leibniz Universität Hannover) stellte die Ergebnisse einer Studie aus WTimpact vor, für die die Teilnehmenden des Citizen-Science-Projekts vor und nach der Teilnahme befragt wurden. Dadurch zeigte sich, dass eine positive Einstellung gegenüber Citizen Science zu Beginn des Projekts die Verantwortung und den Stolz gegenüber dem Projekt positiv beeinflusste.
Am Mittag machten wir uns mit vielen neuen Eindrücken und Impulsen im Gepäck auf die lange Rückreise nach Berlin. Die CitSciHelvetia 2023 hat gezeigt, wie facettenreich und vielfältig die Wirkungsmodi und Dimensionen von Citizen Science sind und wie wichtig es ist, diese mitzudenken, um ihre Potenziale bestmöglich zu nutzen. Vielen Dank für eine inhaltlich anregendezweite Schweizer Citizen-Science-Konferenz, die große Gastfreundschaft und tollen Begegnungen! Wir freuen uns bereits auf die nächste Ausgabe!