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Warum (eigentlich) nicht? - Ein Bericht zur 7. Österreichischen Citizen Science Konferenz

Foto: Linn Jördens

Vom 28. bis zum 30. Juni 2022 fand die 7. Österreichische Citizen Science Konferenz (OECSK) in Dornbirn statt, die von der inatura – Erlebnis Naturschau gemeinsam mit der österreichischen Citizen-Science-Plattform Österreich forscht und der Universität für Bodenkultur Wien ausgerichtet wurde. Wir waren als Bürger-schaffen-Wissen-Team gemeinsam mit dem Team des Wettbewerbs Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt vor Ort, um uns mit der deutschsprachigen Citizen-Science-Community über aktuelle Entwicklungen rund um die Bürgerwissenschaften auszutauschen. 

In diesem Jahr stand die Konferenz, für die rund 125 Teilnehmende aus Österreich, der Schweiz und Deutschland nach Vorarlberg kamen, unter dem Motto „Citizen Science – Warum (eigentlich) nicht?”. Diese zentrale Frage wurde im Laufe der Konferenz immer wieder aufgegriffen. Gleich bei der Eröffnung legte Daniel Dörler (Österreich forscht / Universität für Bodenkultur Wien) dar, wie sich die Diskussion rund um Citizen Science sowohl auf Seite der Bürger*innen, der Forschung als auch der politischen Entscheidungsträger*innen vom „Warum” zum „Warum eigentlich nicht” gewendet habe: Warum eigentlich nicht Bürger*innen in die Wissenschaft einbinden? Warum eigentlich nicht mit Citizen Science Wissen schaffen? Warum eigentlich nicht Citizen Science nutzen, um gemeinsam Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu finden? 

In vielen Vorträgen und Workshops der diesjährigen Österreichischen Citizen Science Konferenz standen die Bürgerwissenschaftler*innen im Fokus. So stellte Dr. Nicola Moczek (PSY:PLAN Institut für Architektur- und Umweltpsychologie, bis Dezember 2021 wissenschaftliche Koordinatorin bei Bürger schaffen Wissen) in ihrer einleitenden Keynote den aktuellen Kenntnisstand zu Motivationen von Citizen Scientists vor. Dabei betonte sie, dass es aufgrund der unterschiedlichen Funktionen – gemeinnützige, selbstdienstliche und organisationale – von Engagement in Citizen-Science-Projekten und der Pluralität von Motivationsfaktoren schwierig sei, Aussagen über die Motivationen von Bürgerwissenschaftler*innen zu treffen. Dennoch habe sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit und in den untersuchten Projekten gezeigt, dass beispielsweise eine schnelle Rückmeldung zu gemeinsamen Erfolgen, die Empfindung echter Wertschätzung und der persönliche Austausch mit den Forschenden eine wichtige Rolle für die Motivation der Teilnehmenden spielten.

Ein weiterer Fokus der Konferenz lag auf der Akzeptanz und Reputation von Citizen Science: Auch wenn diese, wie eingangs von Daniel Dörler dargelegt, bereits zugenommen hat – es bleiben noch viele Potenziale der Bürgerwissenschaften ungenutzt. Aus diesem Grund entstand über die vergangenen zwei Jahre in einem Bottom-Up-Prozess, der von der AG Weißbuch begleitet wurde, die Citizen-Science-Strategie 2030 für Deutschland. Unter den 219 Personen und 136 Organisationen, die an dem Prozess mitwirkten, waren auch einige Akteur*innen aus Österreich und der Schweiz. Denn das sogenannte Weißbuch richtet den Blick nicht nur auf Deutschland, sondern enthält mit Kapitel 14 auch ein Handlungsfeld zur Europäischen Perspektive und insbesondere zum D-A-CH-Raum. Susanne Hecker und Silke Voigt-Heucke luden daher stellvertretend für die AG Weißbuch und mit Unterstützung von Julia Lorenz und Moritz Müller (alle Museum für Naturkunde Berlin) dazu ein, die Empfehlungen der Strategie für den D-A-CH-Raum in einem World-Café-Format zu diskutieren. Die Teilnehmenden des Workshops waren sich einig, dass die Zusammenarbeit weiter ausgebaut werden und dafür auch auf der institutionellen und strukturellen Ebene, zum Beispiel im Bereich der Förderung, die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden sollten. 

Workshop-Teilnehmende sammeln Ideen

Ein Schritt zur Steigerung der Akzeptanz von Citizen Science ist es, den Mehrwert des Ansatzes für Wissenschaft und Gesellschaft zu verdeutlichen. Aufbauend auf den Schweizer Citizen-Science-Prinzipien machten Olivia Höhener (Partizipative Wissenschaftsakademie UZH / ETHZ) und Tiina Stämpfli (Science et Cité) mit ihrem Workshop die Frage nach der Anerkennung und Sichtbarmachung von durch Citizen Science erworbenen Kompetenzen auf. Wie können Projektinitiator*innen Kompetenzen ausweisen und ihnen damit einen Wert verleihen? Die Teilnehmenden arbeiteten in Gruppen heraus, welche Kompetenzen Wissenschaftler*innen und Citizen Scientists durch die Durchführung von und Teilnahme an Citizen-Science-Projekten erwerben und sammelten anschließend bestehende Tools und neue Ideen für deren Sichtbarmachung. Diese reichten von Feedback-Loops über Zertifikate und Zeugnisse bis hin zur Herstellung von Sichtbarkeit für Citizen Scientists und ihre Leistungen in Presse und (Online-) Kommunikation. Das Fazit: Es gibt viele Ideen und Möglichkeiten, aber nur wenige Projekte setzen diese bislang auch um.

Die vielseitigen fachlichen Beiträge zur OECSK 2022 waren in ein unterhaltsames Rahmenprogramm eingebettet, das mit Welcome Dinner, Führung durch die inatura – Erlebnis Naturschau und Science Pub Quiz zur entspannten Atmosphäre beitrug und zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch anregte.

In der inatura

Vielen Dank für eine tolle 7. Österreichische Citizen Science Konferenz und die wunderbare Gastfreundschaft! Wir freuen uns bereits auf die 8. Österreichische Citizen Science Konferenz, die im April 2023 in Linz stattfinden wird.