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mit:forschen!

Die Plattform für Citizen-Science-Projekte aus Deutschland: Mitforschen, präsentieren, informieren!

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse durch Citizen Science - ein Einblick in ausgewählte Projektergebnisse

Foto: McCutcheon/unsplash

GeoPortOst: Versteckte Karten” verorten und entdecken 

Karten werden in vielen Disziplinen der Wissenschaft gebraucht. Das Projekt GeoPortOst hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, sogenannte “versteckte Karten” aus dem östlichen Europa zu georeferenzieren. Unter versteckten Karten versteht man Karten, die z.B. in Büchern zu finden sind. Bei diesen Karten fehlen kartografische Angaben wie das Koordinatensystem oder der Maßstab. Von Juni 2018 bis September 2019 beteiligten sich mehr als 40 Freiwillige an der Georeferenzierung und bearbeiten mit über 60.000 Passpunkten bis zu 3028 Karten im Raum Ost-und Südosteuropa. Was ein Erfolg! Bürger*innen konnten mithilfe eines leicht zu bedienenden Webtool Kontrollpunkte verorten und somit selbst schwierige Karten geografisch richtig zuordnen. Die Karten sind für die Öffentlichkeit auf dem Portal GeoPortOst zugänglich und nutzbar. Außerdem können die neu generierten Karten verglichen, geclustert, kommentiert oder zur Weiterverarbeitung exportiert werden. Für individuelle Forschungsfragen stellt das Portal eine Quellenbasis im Open-Source-Format zur Verfügung, die nicht nur auf die geografische, sondern auch auf die inhaltliche Bedeutung der thematischen Karte Bezug nimmt. Somit können thematische Karten zur Stadtgeschichte mit inhaltlichen Aspekten zu z.B. ihren Bewohner*innen in einen Kontext gesetzt werden. „Resümierend kann die Einbeziehung der Öffentlichkeit im Projekt als Erfolg gewertet werden.“ schreibt Hans Bauer in einem Artikel über die Ergebnisse des Projektes. Den Artikel könnt ihr lesen unter: http://dx.doi.org/10.3196/1864295018655671

Das Projekt „GeoPortOst“ wurde von dem Leibniz-Institut für Ost-und Südost-Europaforschung konzipiert und ist durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert worden. Mehr über das Projekt: https://www.buergerschaffenwissen.de/projekt/geoportost-versteckte-karten-entdecken-und-verorten

Dem Plastikmüll auf der Spur

In dem Projekt „Dem Plastikmüll auf der Spur“ wurden im Zeitraum von Mai bis August 2016 Daten zur Müllverschmutzung von 1300 Schüler*innen an 60 Stränden erfasst. Das Besondere: Es haben nicht nur Schüler*innen aus Deutschland, sondern auch aus Chile an dem Projekt teilgenommen. Es wurden spannende Ergebnisse von den jungen Citizen Scientists generiert, die einen Vergleich von Müllbelastung an Stränden in Deutschland und Chile möglich machen. Außerdem hatten die Schüler*innen die Chance, sich während des Projektes durch einen Blog und Videos näher kennenzulernen. 

©DemPlastikMüllaufderSpur
©DemPlastikmüllaufderSpur

So konnte das Projekt beweisen, dass Citizen Science erfolgreich eingesetzt werden kann, um Meeresmüll auf breiten räumlichen Skalen zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass in Chile eine höhere Müllbelastung der Strände vorgefunden wurde als in Deutschland (2,2 Müllteile pro m² in Chile und 0,4 Müllteile pro m² in Deutschland). Die Hauptmüllquelle stellt der Tourismus im Norden Chiles sowie an der Ostseeküste Deutschlands dar. An der Nordseeküste und auf Rapa Nui (den Osterinseln) sind der Schiffsverkehr und treibender Müll die Hauptmüllquellen. 

Die Ergebnisse der Studie sind in internationalen wissenschaftlichen Zeitungen veröffentlicht und auch auf der Projektwebseite zu finden. In der Publikation wird darauf hingewiesen, dass es keine allgemeingültige Lösung für das Problem der Müllbelastung an Stränden gibt. Lösungen können je nach Region und Land variieren. Empfehlenswert wären eine verbesserte Aufklärung, die Durchsetzung der bestehenden Gesetze wie auch die Reduzierung der Produktion und des Konsums von Plastikprodukten. Es sollten Maßnahmen geschaffen werden, die an Strandbesucher*innen adressiert sind und maritime Vorschriften und Kontrollen sollten verstärkt werden. 

Die Publikation der Forschungsdaten zum Müllvorkommen könnt ihr lesen unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0025326X18308324

Mehr über das Projekt: https://www.buergerschaffenwissen.de/projekt/dem-plastikmuell-auf-der-spur

Citclops

Im Rahmen des Projektes “Citclops” wurde die EyeOnWater-Colour App entwickelt. Das Projekt Citclops ist seit September 2015 erfolgreich abgeschlossen - die App  ist weiterhin für Interessierte verfügbar. 

©EyeOnWater
          ©EyeonWater

Bürger*innen haben bei dem Projekt „Citclops“ Fotos von der Meeresoberfläche gemacht und die Farbe anhand einer sogenannten „Foerl-Ule-Skala“ zugeordnet. Die  Farbe ermöglicht es, das Wasser der Flüsse, Seen oder Ozeane zu klassifizieren. 

In der entwickelten App hingegen wird die Farbe des Wassers auf dem Foto mit einer vorgegebenen Farbskala von den Bürger*innen verglichen und automatisch in einer Datenbank gespeichert und auf der Webseite unter http://eyeonwater.org dargestellt.

Bürger*innen konnten dazu beitragen, dass Veränderungen von Meeren und Küsten erfasst und schädliche Einflüsse durch den Menschen sichtbar gemacht werden. Diese Ergebnisse können von vielen verschiedenen Personengruppen genutzt werden. So können politische Entscheidungsträger*innen sie zum Schutz und Erhalt der Meeres- und Küstenumwelt verwenden. Auch Bürger*innen, die die Informationen zur Wasserfarbe und -transparenz nutzen oder weiterverbreiten, können  Freizeitaktivitäten im und am Wasser besser  planen oder durchführen. Lokale Verwaltungen und Hafenmeister*innen können anhand der Daten eventuelle Aktivitäten wie das Ausbaggern besser managen. Außerdem wäre es möglich, dass lokale Behörden die Daten verwenden, um Einwohner*innen vor Gesundheitsgefahren wie toxischen Algenblüten zu warnen. Die Aquakultur- und Muschelindustrie kann auch von den Daten profitieren, da diese von frühzeitiger Erkennung von Algenblüten abhängt, welche anhand der Wasserfarbe und -transparenz eingeschätzt werden kann.

Weitere Informationen zu dem Projekt „EyeOnWater“ findet ihr unter: https://www.buergerschaffenwissen.de/index.php/projekt/eyeonwaterDas Projekt wurde im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramm von der Europäischen Kommission gefördert (EC-FP7 Programme, grant agreement nº 308469). Mehr über das Projekt: https://www.buergerschaffenwissen.de/projekt/citclops

 

Sarah Minino Holldack

Sarah studiert Ökologie und Umweltplanung in Berlin und unterstützt das Team von Bürger schaffen Wissen bei der Projektbetreuung, diversen Veranstaltungen und Weiterbildungsangeboten.